Projekte
Bauliche Weiterentwicklung Seminar- und Tagungszentrum Waldheim, Deutschland
Grundintention des Entwurfs ist der bestmögliche Erhalt des Bestandes, der in seiner Gesamtstruktur, in der Detailausführung und Einbettung in die Landschaft eine hohe Qualität aufweist. Die wesentlichen Eingriffe betreffen die Eingangssituation, welche, durch die geänderten Bedürfnisse speziell im Bereich des Mehrzweckraumes, eine größere Adaptierung erfordert.
Im neu geschaffenen Zentrum fließen Arbeiten, Freizeit und Konsumation in ansprechender Atmosphäre ineinander. Der Seminarbereich wird zur Lernlandschaft, die eine Überarbeitung insbesondere der Mittelzonen und deren Durchlässigkeit in Richtung der Seminarräume, verlangt.
Neue Räumliche Qualitäten
Der Eingangsbereich wird durch ein neues Vordach nach Außen gut sichtbar. Es entsteht ein überdachter Aufenthalts- und Welcome Bereich im Freien, der Innen von einem großzügigen Foyer begleitet wird.
Der Pavillon (Bauteil A) wird räumlich eindeutig in einen Eingangs- und Empfangsbereich und in einen Veranstaltungsbereich (Großer und kleiner Mehrzweckraum) gegliedert.
Neu ist die großzügige Anbindung unmittelbar vom Eingangsbereich in den zentralen Aufenthaltsbereich im 1. Gartengeschoß.
Das 1. Gartengeschoß bildet das neue Zentrum. Hier entsteht ein zentraler Aufenthaltsbereich, der mehrere Funktionen wie Essen, Trinken und informelles Arbeiten zusammenfasst. (Speisesaal, Speisenausgabe, Cafeteria, Bar, Bibliothek und Billardlounge.)
Dieser zentrale Bereich öffnet sich großzügig nach Norden und Süden zu den Außenräumen. Zwei neue Südterrassen erschließen die Innenhöfe zw. Bauteil A und B bzw. B und C.
Der Zutritt zum zentralen Aufenthaltsbereich ist zu jeder Tageszeit möglich. Die Bar dient hier auch als Anlaufstelle für Informationen.
Der Seminar- und Unterrichtsbereich bleibt im Bereich der Treppen über alle Geschoße offen, jedoch werden die Erschließungen adaptiert. Diese werden kompakter, übereinander organisiert und lassen so zentrale freiere Lufträume entstehen. Das Oberlicht bleibt erhalten.
Die Bespielung der Mittelzone weitet sich in einigen Bereichen an die Fassaden aus und lässt so auch in diesen Bereichen einen Bezug zur Landschaft entstehen. In allen Geschoßen werden zentrale Aufenthaltsbereiche für Pausen, informelles Arbeiten und persönlichen Austausch geschaffen.
Das Aufbrechen der determinierten inneren Struktur gibt dem Gebäude mehr Flexibilität in der zukünftigen Nutzung.
Zusammenspiel zwischen Bestand und Zubauten
Die bestehenden Gebäudeteile weisen eine hohe Qualität in Ihrer Grundstruktur und im Detail auf, wenn gleich der Eingangs-Pavillon einer Reorganisation und Überarbeitung der äußeren Erscheinung braucht.
Die Grundstruktur des Pavillons, wie das Dach und die statische Struktur, bleiben erhalten. Zwei neue Volumina (Großer und kleiner Mehrzweckraum) werden unter das Dach als Solitäre eingeschoben.
Diese Volumina sind als eigenständige Bauteile mittels massiver Außenwände und vorgehängten Fertigteilfassaden konstruiert. Die Fertigteilfassaden setzen sich formal auch im Gebäudeinneren fort. Raumseitig sind die Mehrzweckräume mittels Holz- Vorsatzschalen ausgekleidet. Die zwei neuen massiven Volumina öffnen sich mittels gezielten Fensteröffnungen (Landschaftsbilder) und bilden so einen klaren Kontrast zur bestehenden Glasfassade des Pavillons.
Die Nebenräume (WC- und Empfangsblock) sind in Leichtbauweise konzipiert.
Die anderen Bauteile des Seminar- und Hotelbereiches (Bauteil B, C und D), sowie der Verbindungsbauteil, bleiben im Wesentlichen in ihrer äußeren Kubatur unverändert.
Materialität, Farbgebung & Begrünung
Folgende den Bestand ergänzende Materialien werden vorgeschlagen:
• Vordach und Vorplatz aus sandgestrahltem (oder gestocktem) und eingefärbtem Beton.
• Eingefärbte und sandgestrahlte (oder gestockte) Beton Fertigteilfassade sowie Holzverkleidung der Innenräume für den großen und kleinen Mehrzweckraum im Eingangspavillon.
• Die Allgemeinbereiche bzw. Mittelzonen werden mit pflegeleichtem geschliffenen Estrich ausgestattet und bilden so einen angenehmen Kontrast zu den Möbeleinbauten, sowie zu den Büro- und Seminarräumen.
• Die wichtigsten Schnittstellen des Gebäudes (Eingangsbereich, zentrale Aufenthaltszone & Mittelzonen) werden mittels Begrünung zusätzlich zoniert, diese erhöhen die Luftfeuchtigkeit und sorgen für ein positives Arbeits- und Raumklima.
• Die Mittelzonen und die zentrale Aufenthaltszone werden durch monochrom eingefärbte Möbeleinbauten aus Holzwerkstoffplatten, Textilien und Linoleumböden zusätzlich gegliedert. Sämtliche bis dato ungeschützte Fassaden (wie z.B. die des Verbindungsbauwerkes) und die Fassade des Eingangspavillons, werden durch Senkrechtmarkisen mit textilen Behängen aus hochwertigen färbigen Polymeren ausgestattet. Die vorgeschlagenen Behänge bieten einen wirksamen Sonnenschutz, natürlichen Lichteinfall und gleichzeitig einen außergewöhnlichen Grad an Transparenz und damit Sicht nach draußen.
Funktion & Nutzungsqualitäten
Während das Bestandsgebäude in der Tradition der Moderne als Addition und Nebeneinander von verschiedenen Funktionseinheiten konzipiert war, wird in der Neuorganisation die Verschränkung von unterschiedlichen Tätigkeiten in ein und derselben Raumanordnung forciert.
Die Raumzonierungen erfolgen mittels Möbeleinbauten, Begrünung und Materialwechsel der Wand- und Bodenbeläge.
1. Haupteingang und Mehrzweckbereich
Haupteingang und Mehrzweckräume werden in zwei trennbaren Bereiche neu angeordnet.
Der Empfangsbereich dient als Welcome-Zone und Foyer, neben Organisation und Verteilerfunktion der Rezeption werden hier auch Aufenthaltsbereiche für angenehme Wartesituationen angeboten.
Der Vorbereich der Säle ist zum Empfangsbereich prinzipiell offen, kann aber auch bei Bedarf während Veranstaltungen auch zu einem separaten Foyer abgetrennt werden.
Die neue Treppe ins 1. Gartengeschoß dient der Entflechtung der Verkehrswege und dem ungestörten Zugang Richtung Seminar- und Bürobereich, sowie zum Hotel.
2. Zentrum – Gartengeschoß
Das neue Zentrum übernimmt die Funktionen Aufenthalt, Essen, Trinken, Informelle Besprechungen und Freizeitgestaltung.
Der zentrale Aufenthaltsbereich dient als Speiseraum inkl. einer abtrennbaren Speiseausgabe und Bar. Selbstbedienungsautomaten und eine frei zugängliche Teeküche, gewährleisten die Versorgung rund um die Uhr.
Eine Bibliothek mit Billardtischen, die große Terrasse, sowie die neuen Südterrassen und Außenbereiche im Erdgeschoß erweitern das Angebot.
Raumzonierungen und eine angenehme Akustik werden durch Bepflanzung, Möbeleinbauten und abgehängte Deckensegel gewährleistet.
Der zentrale Aufenthaltsbereich wird neben der neuen Treppe aus dem Eingangspavillon, auch mit Zugängen zum Parkhaus und zu dem neuen Parkplatz im Osten, direkt erschlossen. Die Bar dient hier auch als erste Anlaufstelle für im Gartengeschoß ankommende Gäste und Information.
Das neue Zentrum versteht sich als offene Zone, die je nach Tageszeit sich anpasst und wandelt.
3. Seminar- und Bürobereich
Die Seminarbereiche sind als offene Lernlandschaften konzipiert.
Schwerpunktmäßig wird die Mittelzone neu gedacht, die flexibel genutzt werden kann.
Die Seminarräume öffnen sich großzügig zur Mittezone und werden zum Teil raumhoch transparent und mit flexiblem Sichtschutz ausgestattet.
Die Mittezone öffnet sich teilweise auch bis an die Fassade und wird so zum zentralen Treffpunkt für den Seminarbetrieb.
Die Seminarbereiche sind außerdem intern verbunden (dies dient zusätzlich dem Brandschutz / 2. Rettungsweg)) und bieten dadurch eine höhere Flexibilität und ermöglichen so auch Cluster-Bildungen.
Die Entdeckungswelt bleibt erhalten, jedoch sollten die Trennwände zur Mittelzonen transparent ausgestaltet werden um die ursprüngliche Konzeption des Gebäudes wieder herzustellen.
Die Raumgruppen der Infrastruktur (WCs, Aufzug, Fluchttreppen) bleiben erhalten und werden saniert.
4. Hotelbereich
Die Hotelbereiche (Bauteil B und C) bleiben im Bestand erhalten und werden einer Generalsanierung unterzogen.
Von der ursprünglich angedachten Konzeption die Büroräumlichkeiten im Bauteil B unter zu bringen wird Abstand genommen, da die für Büros notwendige Raumhöhe fehlt und der Hotelbereich die Qualität eines Rückzugsortes behalten sollte. Außerdem ist die Lage der Büros im zentralen Seminarbereich ideal und dem Konzept der Durchmischung geschuldet. Die Büros der Gästebetreuung werden im 1. Gartengeschoß zwischen den Bauteilen B und C situiert.
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Durch den mehrheitlichen Erhalt des Bestandes und den geringfügigen Eingriffen in die Bausubstanz ist eine hohe Wirtschaftlichkeit in der Umsetzung und dadurch die größtmögliche Nachhaltigkeit gegeben.
© balloon architekten ZT-OG / Rampula – Gratl – Wohofsky