Projekte
Gestaltung "Unterer Platz" in Deutschlandsberg
Städtebauliche Grundintention ist die Stärkung der Innenstadt als regionales Zentrum mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Der Hauptplatz ist das regionale Zentrum mit einem gut funktionierenden Gewerbemix und wichtigen kommunalen Einrichtungen. Der Untere Platz ist das Foyer der Stadt. Der Wettbewerbsbeitrag wird als Mosaikstein eines notwendigen Gesamtkonzeptes verstanden und sollte als Ausgangspunkt für die zukünftige Stadtentwicklung mit verstärkter Bürgerbeteiligung dienen.
Verkehr
Der Untere Platz ist ein wichtiger Mobilitätspunkt der Stadt und ist Vorzone zum Hauptplatzes.Um die unterschiedlichen Verkehrsströme der örtlichen Situation besser anpassen zu können, wird eine Begegnungszone geplant. Der Platz sollte unterschiedlichen Gruppen dienen und wird auch als flexibler Servicepunkt ausgebaut.
• Für die Fußgänger wird die Überquerung des Platzes erleichtert. Zusätzlich werden unterschiedliche Verweil-Zonen angeboten.
• Für die 2 Hauptradrouten, den R4 Schilcherradweg und den Rad-Infopfad Koralm bahn werden eine umfassende Servicestation angeboten. Hierfür wird der Leerstand im Haus Unterer Platz 6 – „Scherschuster“ vorgeschlagen.
• Für den öffentlichen Verkehr der GKB werden 2 Haltestellen angeboten
Für den Individualverkehr werden Haltezonen angeboten.
• Eine Servicestation für sanfte Mobilität wie zB e-bike Ladestationen sollten für ein neues Bewusstsein in der Stadtgemeinde in die Planung integriert werden.
• Ein Infosystem in Form einer digitalen Stele wird ebenfalls integriert.
Städtebau + Funktion
Der Platz wird durch die drei Baumdächer und durch die Bewegungslinien (Mulden) in 3 Bereiche gegliedert. Bereich 1 vor dem Haus Unterer Platz 1 „Selsel“ mit der gut erhaltenen 5-achsigen historischen Fassade ist das Gesicht des Platzes, hat ein gutes Angebot an Gewerbe- und Gastro-Bereichen und fungiert als Übergangs- bzw. Eingangszone zum Hauptplatz. Bereich 2 zwischen Haus Unterer Platz 3 und 6 ist zum einen Mobiltätspunkt und gleichzeitig, durch die Sitzstufenanlage und dem Baumdach, ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität. Das Haus Unterer Platz 6 „Scherschuster“ ist derzeit ein Leerstand und könnte als Servicepunkt insbesondere für den überregionalen Radverkehr und für Besucher der Stadt Deutschlandsberg dienen. Funktionen wie Information, Radservice, Infrastruktur (WC, Garderobe, Schließfächer) und das Angebot eines multimodalen Servicepunktes für die Bewohner der Stadt, könnten dem Unteren Platz zusätzliche Bedeutung bringen. Bereich 3 vor dem ehemaligen „Hotel Rainer“ könnte, durch den geplanten 4-geschoßigen und frei stehenden Baukörper, wieder eine tragende Rolle, auch im Bezug zur Sichtachse zum Hauptplatz, am Unteren Platz einnehmen. Die Entwicklung dieser Zone 3 ist offen, jedoch ist auch dieser Bereich durch das Baumdach und durch die 2 Fassadenflächen des neuen Gebäudes als Aufenthaltsfläche sehr gut geeignet. Die Statue des Hl. Joseph wird vor dem Haus 6 vis-à-vis dem „Selsel“ neu positioniert und fungiert als Anker- bzw. Sammelpunkt.
Architektur
Der Untere Platz ist das Foyer der Stadt, ist Begegnungszone und wird mit einem durchfärbten Asphalt konzipiert. Die Asphaltfläche wird mit einer geschliffenen Oberfläche mit Natursteineinschlüssen ausgeführt. Die Notwendigkeit der Differenzierung zum Hauptplatz und die Bedeutung des Platzes als Mobilitäts- und Transitraum, erfordert eine homogene Platzfläche mit einer möglichst einheitlichen Platzwirkung. Der Platz wird durch die 3 Baumdächer zoniert. Der homogenen Platzfläche sind, passend zu den drei Baumdächern, drei Inselflächen aus Wasser gebundenen Schotterflächen eingeschrieben. Diese erhöhen nochmals die Aufenthaltsqualität und das Kleinklima in den drei Platzzonen. Ein einheitliches Platzmobiliar aus unterschiedlich geformten Steinquadern dient als Sitzgelegenheiten, Pflanzengefäß und vereinzelt als Wasserstelle. Durch die durchwegs schwellenlose Platzfläche ist der gesamte Platz barrierefrei. Zusätzlich sind die freien Gehbereiche entlang der Fassaden, die Mulden als Leitlinien und die an den Platzrändern konzipierten taktilen Leitlinien, für sehbehinderte Menschen wichtige Orientierungshilfen.
Licht
Wie in einem Foyer vermittelt die Lichtgestaltung des Nachtbildes von außen in der Annäherung, ein freundliches einladendes Bild und schafft damit Orientierung im größeren räumlichen (städtischen/städtebaulichen) Kontext. Betritt man das Foyer, fühlt man sich sicher und angekommen und wird von der Atmosphäre unterbewusst zum Verweilen verführt. Dieses atmosphärische Bild stiftet Identität und gibt der Stadt/dem Platz in der Nacht ein unverwechselbares Image das gleichzeitig Sicherheit und Poesie vermittelt. Die Beleuchtung des Platzes gliedert sich in folgende unterschiedliche Ebenen:
• Die Funktionale Straßenbeleuchtung orientiert sich an den Hauptverkehrswegen und wird mittels Mast- und Fassadenleuchten auf Höhe der Traufen ausgeführt.
• Die Atmosphärische Beleuchtung wird zum einen für einzelne Platzzonen und zum anderen in den Baumkronen mittels Mastleuchten auf Höhe Mitte des 1. Obergeschoßes konzipiert.
• Einzelne Fassaden, die Sitzstufen und die Statue des Hl. Joseph werden als akzentuierte Beleuchtung mittels linearer Fassadenleuchten (für eine homogene Beleuchtung), LED Lichtlinien (für eine Kennzeichnung der obersten Stufe) und mittels Bodenstrahler, ausgeführt.
Ökologische und ökonomische Lösung
Durch die Nutzung von überwiegend regionalen Baustoffen ist eine ökologische und nachhaltige Errichtung gegeben.
Der Einsatz von gefärbten Asphaltfächen ist gestalterisch hochwertig und wirtschaftlich in der Herstellung. Die Makadam Deckflächen zeichnen sich durch eine gute Sickerfähigkeit und durch einen geringen Versiegelungsgrad aus. Diese Eigenschaften fördern ein angenehmes Mikroklima. Um langfristig eine ansprechende Optik des neuen Asphalt-Belags zu gewährleisten, sollte zB ein weiß-gelber Asphalt mit geschliffener Oberfläche und schwarzen Basalteinschlüssen zum Einsatz kommen. Diese besondere Struktur führt zu einer leichten Auflösung des hellen Farbtons und täuscht damit eine punktuelle Verschmutzung wie zum Beispiel durch Kaugummireste vor.
© balloon architekten ZT-OG / Rampula – Gratl – Wohofsky