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  • WB LKH Adaption Ambulanzen
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WB LKH Adaption Ambulanzen

EINLEITUNG

Die spezielle Bauaufgabe der Errichtung eines modernen hochfrequentierten Ambulanzzentrums in einem denkmalgeschützten Gebäude erfordert von architektonischer Seite die Integration zahlreicher Aspekte. Einerseits erfordert sie eine intensive Auseinandersetzung mit den oft unterschiedlichen Bedürfnissen der Patienten, der medizinischen Mitarbeiter und der Gebäudewartung, eine fundierte Kenntnis der Abläufe einer Bestellambulanz und die Herausarbeitung der besonderen architektonischen Qualitäten des Bestandsgebäudes, die sich deutlich von denen aktueller Krankenhausneubauten unterscheiden.

KONZEPT

Basierend auf der Analyse der Nutzerbedürfnisse folgt der Entwurf zwei Prinzipien. Erstens die Herstellung der Außenbezüge und Einführung neuer Sichtachsen, um eine intuitive Orientierung in dem komplexen Gebäude zu ermöglichen, und zweitens die konsequente gestalterische Trennung von Bewegungs- und Aufenthaltsbereichen, wodurch bereits die Architektur selbst zur Lenkung der Patientenströme beitragen kann.

PRINZIP 1| ORIENTIERUNG DURCH TAGESLICHT UND AUSSENBEZÜGE

Die großzügigen Fenster und hohen Räume des historischen Bestandes bieten ausgezeichnete natürliche Belichtungsmöglichkeiten am Anmeldeschalter und in allen Wartebereichen. Großzügige Öffnungen vom Gang aus zu den Wartebereichen lassen dieses Licht bis in die Gangflächen wirken und als natürliche Orientierungspunkte wirken. Um die Lichteinwirkung in den Gang noch zu verbessern wurden die nötigen Stützen zu den Wartebereichen in ihrer Tiefe verschmälert, wodurch ihre Laibungswirkung verringert wird. Vom nördlichen Eingangsbereich gibt es eine durchgehende Sichtachse bis in die ehemalige „Veranda“, den Wartebereich 2. Folgt man dieser, taucht automatisch der helle Anmeldeschalter als nächster Bezugspunkt auf. Von der Haupterschließungsachse im Gebäudeinneren aus ist der Schalter schon von weitem als heller Lichtpunkt am Ende des

Ganges erkennbar. Die attraktiven Alleebäume an der Ostfront werden im Schalter und in den Wartebereichen 3 und 4 im Innenraum erlebbar.

PRINZIP 2| RÄUMLICH-GESTALTERISCHE DIFFERENZIERUNG VON FUNKTIONSBEREICHEN

Der Entwurf differenziert gestalterisch klar zwischen 3 verschiedenen Funktionsbereichen: Der Anmeldung, den zum längeren Aufenthalt bestimmten Wartebereichen 2, 3 und 4, den freizuhaltenden Bewegungsflächen der Gänge. Die Anmeldung und die Aufenthaltsbereiche werden durch Holzrahmen und einen Wechsel des Bodenbelages klar von den Gangbereichen abgesetzt. Hier könnte in den Aufenthaltsbereichen ein dem historischen Gebäude entsprechender Terrazzoboden zum Einsatz kommen. Zusätzlich werden zwei weitere „Übergangsbereiche“ über Decken- und Wandgestaltung räumlich definiert, die dem kurzfristigen Aufenthalt von Patienten dienen. Sie nehmen eine Zwischenposition zwischen Gang und Aufenthaltsbereich ein und dienen dem Warten auf die Anmeldung bzw. als Stehbereich. Dabei erleichtern sie durch ihre Positionierung den Bettentransport in den Gängen.

ANGELPUNKT ANMELDUNG

Der Schalterbereich wurde vom Gang zurückversetzt, um einerseits den Gang freizuhalten, andererseits bereits gestalterisch eine Diskretionszone herzustellen, die auch durch einen Wechsel des Bodenbelages definiert ist. Ein Podest im Anmeldebereich verbessert die Übersicht der Mitarbeiter über Gang und Liegendwartebereich und ermöglicht eine halswirbelsäulenschonende Kommunikation mit den stehenden Patienten.

Eine durchgehende Taschenablage, die nahtlos in den barrierefreien Schalterbereich übergeht, bindet diesen optisch an die Stehpulte an. Im barrierefreien Bereich wird der Schreibtisch mitarbeiterseitig verjüngt, um die durch den normgerechten Fußraum entstehende Distanz zwischen Personal und Patient auf ein angenehmeres Maß zu verringern. Ein großzügiges Fenster ermöglicht einen guten Überblick über alle wartenden Liegendpatienten und dient gleichzeitig als Anmeldeschalter für das Rettungs- und Stationspersonal, der räumlich und gestalterisch klar von den Schaltern für die übrigen Patienten differenziert ist. Der zentral positionierte Stauraum für Akten, Röntgenbilder etc. trennt den geschäftigen Anmeldebereich semitransparent von einem ruhigeren Back-office Bereich, der direkt an die Ambulanzräume angeschlossen ist und je nach Bedarf im Zuge der weiteren Planung mit Funktionen belegt werden kann. Diese Filterschicht schützt auch vor zu starker Blendung durch die Fenster während des Anmeldeprozesses.

MEHRWERT DURCH KÜNSTLERISCHE GESTALTUNG

Neben perfekter Funktionalität und hygienischen Materialien zeichnet sich doch auch im Krankenhausbau immer mehr die Tendenz zum Einsatz identitätsstiftender künstlerischer Gestaltungen ab. Sie geben den einzelnen Abteilungen einen unverwechselbaren Charakter und tragen auch wesentlich zum Wohlfühlfaktor von Personal und Patienten bei. Bei der vorliegenden Bauaufgabe würden sich insbesondere die Decken der Wartebereiche für eine solche Gestaltung eignen, die wir gerne gemeinsam mit den Nutzern und der Unterstützung von Künstlern entwickeln würden. Denn richtig gute Gebäude müssen nicht nur funktionieren, sie dürfen auch schön sein.

© balloon architekten ZT-OG / Rampula – Gratl – Wohofsky

Ort

Graz

Typ
Soziales
Bauherr

Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H.

Wettbewerb

Wettbewerb, 2.Preis

Team

DI Dominik Weißenegger
DI Dr. Martina Majcen

Abbildungen

Pläne: balloon architekten
Visualisierung: Atelier Frühwirth